Die Briefwahl erfreut sich in den letzten Jahren großer Beliebtheit und ist vor allem durch die Corona-Pandemie in den Fokus vieler Menschen gerückt. Bei Landtagswahlen während der Pandemie haben punktuell sogar mehr als die Hälfte aller Wähler ihre Stimmen per Brief abgegeben. Doch welche Personengruppen nehmen überhaupt an der Briefwahl teil? Gibt es den „typischen Briefwähler“? Wir fassen aktuelle Studien rund um dieses Thema für Sie zusammen.
Soziodemografische Merkmale von Briefwählern
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die größte Motivation für die Briefwahl die Selbstbestimmung ist. Das Kreuzchen auf dem Stimmzettel von Zuhause aus zu setzen, ist für viele Menschen effizienter und flexibler. Wahlforscher Rüdiger Schmitt-Beck bezeichnet die Briefwahl sogar als „einen Ausdruck der Individualisierung der Gesellschaft“.
Demnach sind es vor allem urbane und hochgebildete Menschen, die lieber per Brief wählen, als am Wahlsonntag ein Wahllokal aufzusuchen. Auch Menschen mit vielen beruflichen Möglichkeiten und Selbstständige geben ihr Kreuzchen Studien zufolge häufig per Brief ab. Das gilt auch für Studierende, die vor allem die Flexibilität schätzen.
Ein weiterer Personenkreis, der verstärkt auf die Briefwahl setzt, sind Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Sie müssen den beschwerlichen Weg in ein Wahllokal nicht auf sich nehmen und können ihre Unterlagen stattdessen bequem zu Hause ausfüllen. Demnach geben auch viele Rentner ihre Stimme per Brief ab.
Zusammenfassend bezeichnen Forscher den typischen Briefwähler als etwas älter, er lebt eher in der Stadt als auf dem Land und ist eher höher gebildet.
Regionale Unterschiede bei Briefwählern
Wirft man einen Blick auf die Statistiken zu dem Thema, dann lebt der typische Briefwähler eher in Westdeutschland. In vielen Bundesländern im Westen ist der prozentuale Anteil von Briefwählern deutlich höher als im Osten.
Besonders beliebt ist die Briefwahl etwa in Bayern oder Hamburg, wohingegen in Sachsen-Anhalt und Brandenburg nur wenige Menschen diese Option nutzen. Hinzu kommt, dass es in urbanen Regionen deutlich mehr Briefwähler gibt als auf dem Land.
Briefwähler und ihre Ideologie
Statistiken aus den verschiedensten Wahljahren zeigen eines ganz klar: Briefwähler sind nicht kurzentschlossen und entscheiden spontan, welche Partei sie wählen. Bei Briefwählern kann es sich etwa um parteigebundene Wähler handeln, die seit Jahren dieselbe Partei wählen. Aber auch Menschen, die sich bereits länger mit dieser Entscheidung befasst haben, geben ihre Stimme vor dem Wahltag per Brief ab.
Forscher weisen zudem darauf hin, dass es große Unterschiede zwischen den Wählern der einzelnen Parteien gibt. CDU/CSU, FDP und die Grünen können beispielsweise recht viele Briefwähler verzeichnen: Sogar ein Großteil ihrer Wählerschaft wählt per Brief. Vor allem bei AfD lässt sich hingegen genau das Gegenteil beobachten. Auffällig wenig Menschen, die der Partei ihre Stimme geben, entscheiden sich dabei für die Briefwahl.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Briefwähler kein Querschnitt unserer Gesellschaft sind. Es sind vielmehr bestimmte Merkmale, die unter Briefwählern besonders stark verbreitet sind. Es bleibt abzuwarten, ob es bei der nächsten Bundestagswahl im Jahr 2025 zu Veränderungen kommen wird, oder die bisherigen Annahmen sich bestätigen werden.