Am 8. Oktober fand in Hessen die Landtagswahl statt. Schon vor Beginn der Wahlphase sind Experten davon ausgegangen, dass die Quote der Briefwähler deutlich ansteigen wird.
Viele hessische Kommunen haben deshalb schon vorab Vorkehrungen getroffen, um mit der deutlich höheren Zahl an Briefwahl-Anträgen umgehen zu können. Das hat sich bezahlt gemacht: In vielen Städten in Hessen gab es deutlich mehr Briefwählerinnen und Briefwähler als noch vor fünf Jahren.
Frankfurt und Darmstadt melden Rekord-Hoch bei den Briefwahl-Anträgen
In Frankfurt, der größten Stadt in Hessen, gingen schon vor der Wahl 105.254 Anträge für die Briefwahl ein. Im Vergleich zum Jahr 2018 entspricht das einer Steigerung von 83 Prozent – zum selben Zeitpunkt hatten damals nur 57.581 Menschen einen Briefwahl-Antrag gestellt.
Damit ist 2023 ein Rekordjahr: Noch nie haben in Frankfurt am Main so viele Menschen per Brief bei einer Landtagswahl gewählt.
Auch in Darmstadt ist ein deutlicher Anstieg gemessen worden. 27.266 Menschen hatte knapp zwei Wochen vor der Wahl bereits per Brief abgestimmt. Damit haben etwa 15 Prozent der Wahlberechtigten der Stadt Darmstadt die Briefwahl genutzt. Bei der Landtagswahl 2018 waren es lediglich 18 Prozent.
Hessische Städte waren vorbereitet
Weitere hessische Städte mit einer stark erhöhten Briefwahl-Nachfrage sind etwa Fulda, Wiesbaden und Offenbach. In Fulda teilte die Stadtverwaltung mit, dass die Zahl der Briefwahl-Anträge sich verdoppelt hat. Das gilt auch für die Stadt Wiesbaden, in der knapp 26.000 Wählerinnen und Wähler sich für die Briefwahl entschieden haben.
Die Kommunen haben sich auf die erhöhte Nachfrage vorbereitet. In Gießen wurden deshalb die Briefwahlbezirke erhöht: 2018 waren es nur 14 – 2023 gab es insgesamt 22 Briefwahlbezirke in der Stadt, um die hohe Nachfrage abfangen zu können.
Hat die Corona-Pandemie die Briefwahl so beliebt gemacht?
Das Beispiel der hessischen Landtagswahl zeigt, wie beliebt die Briefwahl in den letzten Jahren geworden ist. Schnell kommt die Frage auf, woran das eigentlich liegt. Eine Erklärung könnte sein, dass viele Menschen im Rahmen der Corona-Pandemie bei der Bundestagswahl 2021 an der Briefwahl teilgenommen haben.
Für viele Wählerinnen und Wähler war das ihr erster Kontakt mit der Briefwahl. Möglicherweise haben sie dabei die zahlreichen Vorteile der Briefwahl erkannt und bleiben deshalb dabei, ihre Stimme per Brief abzugeben. Im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 ist der Anteil der Briefwähler bei der Landtagswahl in Hessen geringer.
Kleine Panne bei der Auszählung hat keine Auswirkungen
Die Briefwahl steht ab und an in der Kritik, da sie anfällig für Fehler sei. Auch bei der Landtagswahl in Hessen kam es zu einer kleineren Panne. Bei der Auszahlung im Kreis Oberursel war eine Niederschrift des Briefwahlvorstandes fehlerhaft.
Es gab dabei mehr Zweit- als Erststimmen, was auf einen Fehler hindeutete. Es war kurzfristig nicht möglich, das Problem zu klären, weshalb alle Stimmen auf null gesetzt wurden. Da es sich allerdings nur um 676 Stimmen handelte, hatte die Panne keine Auswirkungen. Laut dem Landeswahlleiter muss das Wahlergebnis nur in Nuancen verändert werden, was keine Auswirkungen auf die Sitzverteilung im Landtag oder die Fünf-Prozent-Hürde hat.