In Sachsen und Thüringen finden am kommenden Sonntag, den 1. September, die Landtagswahlen statt. Obwohl die Briefwahl insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern nur mäßig genutzt wird, sollen schon jetzt unzählige Wählerinnen und Wähler ihre Stimme per Brief abgegeben haben.
Steigt der Anteil der Briefwähler?
Viele Städte haben bereits erste Angaben darüber veröffentlicht, wie viele Wahlberechtigte ihre Stimme per Brief abgegeben haben. Aus diesen Zahlen könnte ein erster Trend vermutet werden: Wird der Anteil der Briefwähler in Sachsen und Thüringen im Vergleich zu vorherigen Landtagswahl steigen?
Eine der Städte, die bereits erste Zahlen in Bezug auf die Briefwahl veröffentlicht hat, ist Leipzig. In der sächsischen Stadt sollen bereits 90.000 Menschen per Brief an der Landtagswahl teilgenommen haben. Damit sind die Werte der letzten Landtagswahl, die im Jahr 2019 stattfand, schon jetzt überboten. Auch in anderen sächsischen Städten soll das Interesse an der Briefwahl stark gestiegen sein.
Und auch in Erfurt, der Hauptstadt Thüringens, soll die Briefwahl einen Boom erleben. Es sollen sich mehr als 31.000 Erfurter und Erfurterinnen dazu entschieden haben, ihre Stimme bei der Landtagswahl per Brief abzugeben – mehr als 36.750 Wahlberechtigte hätte in Erfurt einen Antrag auf Briefwahl gestellt. Damit nutzt jeder vierte Erfurter die Briefwahl.
Auch in Jena verzeichnet die Wahlleitung deutlich mehr Anträge für die Briefwahl als noch vor fünf Jahren. Mehr als 23.000 Wahlberechtigte sollen in der thüringischen Stadt per Brief abstimmen wollen. Damit hätten sich rund 4.000 Menschen mehr dazu entschieden, an der Briefwahl teilzunehmen als bei der letzten Landtagswahl.
Briefwahl-Begeisterung auch in anderen Bundesländern gestiegen
Ein Blick auf die Zahlen anderer Bundesländer zeigt, dass ein verstärktes Interesse an der Briefwahl allgegenwärtig ist. Bei der Landtagswahl in Hessen im Oktober 2023 meldeten gleich mehrere Städte Rekord-Werte bei dem Interesse an der Briefwahl. Auch in Bayern gab es einen regelrechten Boom der Briefwahl. Wird sich dieser Trend auch in Sachsen und Thüringen fortsetzen?
Die Statistiken der vergangenen Jahre zeigen, dass es große regionale Unterschiede bei der Briefwahl gibt. Menschen in Großstädten nehmen eher an der Briefwahl teil als auf dem Land. Hinzu kommt, dass der typische Briefwähler gebildet ist. Auch die politische Ausrichtung scheint einen Einfluss darauf zu haben, ob Wählende ihre Stimme in einem Wahllokal oder per Brief abgeben.
In den vergangenen Jahre war das Interesse an der Briefwahl im Osten Deutschlands weniger stark ausgeprägt als im Westen. Es bleibt insofern abzuwarten, wie sich die Zahlen bei der Landtagswahl entwickeln und wie viele Menschen tatsächlich an der Briefwahl teilnehmen werden.