Die Briefwahl ist in Deutschland im Jahr 1957 eingeführt worden. Wurde sie zunächst skeptisch betrachtet, ist das Interesse an der Briefwahl im Laufe der Jahre kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2021 hat sie im Rahmen der Corona-Pandemie ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Wir fassen die Entwicklungen zusammen.
Erster deutlicher Anstieg im Jahr 1980
Nach der Einführung der Briefwahl im Jahr 1957 war das Interesse verhalten. Zunächst wählten nur 4,9 % der Wahlberechtigten per Brief. Bis zum Jahr 2008 waren Wählende dazu verpflichtet, einen Grund für ihre Teilnahme an der Briefwahl anzugeben. Sie wurde deshalb insbesondere von alten oder kranken Menschen genutzt.
Bis zum Jahr 1972 stieg der Anteil der Briefwähler auf 7,2 % an, ehe es im Jahr 1980 erstmalig zu einem deutlich höheren Interesse kam. 13 % der Wähler gaben ihre Stimme per Brief ab, was einem neuen Rekord-Hoch entsprach.
Kontinuierlicher Anstieg seit 1990
In den kommenden Jahren ging das Interesse an der Briefwahl immer mehr zurück. Der Tiefstand wurde 1990 mit lediglich 9,4 % erreicht.
Seit diesem Jahr ist der prozentuale Anteil von Briefwählern immer weiter gestiegen. Bei der Bundestagswahl 1994 waren es bereits 13,4 %. Bis zum Jahr 2002 stieg der Anteil auf 18 %.
Im Jahr 2009 wurde erstmals die Marke von mehr als 20 % Briefwählern erreicht: Insgesamt wurden 21,4 % aller Stimmen per Briefwahl abgegeben. Im Jahr 2017 waren es 28,6 %.
Briefwahl-Boom während der Pandemie
Die Corona-Pandemie hat zu einem regelrechten Briefwahl-Boom bei der Bundestagswahl 2021 geführt: Mit 47,3 % gab fast die Hälfte aller Wählerinnen und Wähler ihre Stimme per Brief ab – ein absoluter Rekord in Deutschland.
Auch bei Landtagswahlen, die während oder nach der Pandemie durchgeführt wurden, lässt sich ein deutlich Anstieg bei den Briefwählern erkennen. Bei der Landtagswahl in Hessen wurden in vielen Gemeinden doppelt so viele Briefwahl-Anträge gestellt wie in den Jahren zuvor. Auch bei der Landtagswahl in Bayern wurde ein deutlicher Anstieg verzeichnet.
Weiterer Anstieg bei der Bundestagswahl 2025?
Es bleibt abzuwarten, ob es auch bei der Bundestagswahl 2025 wieder ein so starkes Interesse an der Briefwahl geben wird. Der rasante Anstieg aus dem Jahr 2021 ist auf die Corona-Pandemie zurückzuführen, die inzwischen für beendet erklärt worden ist. Dennoch könnten sich viele Menschen dazu entscheiden, bei der Briefwahl zu bleiben.